24. JANUAR 2009

Samstag, den 24. Januar 2009

Besser spät als gar nicht: Wir wünschen Euch allen ein gutes Neues Jahr! Es ist eine Weile her und wir hoffen, dass Ihr keine Nachrichten als gute Nachrichten gewertet habt. Wir haben uns ganz einfach mal eine totale Auszeit geleistet und uns über nichts und gar nichts Gedanken gemacht. Herrlich! Die Wochen sind wie im Fluge vergangen und die Adventszeit, Weihnachten in Erfurt und eine sonnige Ägyptenwoche fühlen sich irgendwie schon wieder weit weg an.








Heidi ist voll mit ihrem Vorschuldasein beschäftigt, wir Eltern gehen unserer Arbeit  nach und zu Hause basteln wir nebenbei ein wenig an unserem Ewigkeitsprojekt Haus. Zur Klinik halten wir einen gehörigen Abstand und manchmal könnte man fast meinen, dass wir ein ganz normales Leben führen. Wichtig ist dabei immer wieder, nicht ins Grübeln zu versinken. Das ist die Überlebensstrategie, mit der wir am besten fahren. Wir leben hier und jetzt. Heidi geht es super und sie entwickelt sich prima. Gestern war alles gut. Heute ist auch alles gut. Und morgen? Tja, das werden wir wohl morgen sehen. Schwerer ist das Ganze gar nicht. Man kann es natürlich auch so sehen, dass es ziemlich beschissen ist, so wie wir im Dreimonatetakt von einer MRT zur nächsten zu leben, wo sich kein Plan weiter als 10 Wochen strecken darf. Aber, wie gesagt, so zu reflektieren hilft einem überhaupt nicht weiter. Man muss sich einfach festlegen. Letztendlich entscheiden wir selbst, ob wir runter in die Pfützen oder hoch zum Himmel blicken wollen. Nur da oben sind die Sterne, oder etwa nicht?

Vor ein paar Tagen entdeckten wir übrigens auf Heidis bisher gänzlich kahler Bestrahlungsfläche den ersten dunklen Flaum. Angesichts der Tatsache, dass es nicht sicher war, ob die Haare wieder nachwachsen würden, haben wir uns sehr gefreut.


Manchmal wird uns die Frage gestellt, wie die Strahlentherapie denn nun gewirkt hat. Leider gibt es darauf keine Antwort. Nach Heidis OP im Sommer wurde eine MRT durchgeführt. Das ist, wie Ihr sicher wisst, eine Untersuchung auf makroskopischem Niveau, d.h. die Spezialisten können eventuelle Veränderungen mit bloßem Auge sehen. Da, wo man nach wie vor im Dunkeln tappt, ist die Frage nach dem mikroskopischem, also Zellniveau. Und das ist auch das Problem. Die kleinste übriggebliebene Zelle kann ausreichend sein, um den ganzen Prozess aufs Neue zu starten. Die Zelle teilt sich, wird zu einem neuen Tumor und der Rezidiv ist ein Faktum. Wenn nun nach der OP noch Krebszellen in Heidis Gehirn waren, und das ist angesichts der knappen Marginalen (wie viel man wegschnippeln kann) bei Operationen im Hirn nicht undenkbar, so hat die Strahlentherapie hoffentlich die eventuell übriggebliebenen Krebszellen zum Teufel geschickt. Krebszellen im Gehirn lassen sich nicht nachweisen und darum weiß man also nicht, ob es vor oder nach der Strahlentherapie noch böse Zellen gab. Nur die Zukunft kann die Antwort geben, ob die Therapie gelungen ist.

Summa summarum: Bekommt Heidi keinen neuen Tumor kann die Behandlung wohl als geglückt angesehen werden. Aber selbst dann weiß man ja eigentlich nicht, ob es nicht schon die OP war, die alles weggeputzt hat. Uns ist das freilich egal. Was zählt, ist dass Heidi gesund ist und lebt.


Für die Ärzte und Forscher ist das schon ganz anders. Für die wäre dieses Wissen für Behandlung, Heilung und warum nicht sogar auch Prophylaxe sicher von großen Nutzen. Aber einstweilen wissen sie recht wenig. Krebs ist trotz aller Fortschritte immer noch ein Rätsel. Ich glaube, dass wir es nach wie vor mit einem Feind zu tun haben, von dessen wahrer Gestalt wir äußerst wenig wissen. Mit geballten Fäusten stürzen wir uns auf die Tumore, attackieren mit einem Cocktail aus Chemikalien und Strahlen alles über der Oberfläche Sichtbare und balancieren dabei, exakt zwischen Leben und Tod, halsbrecherisch dicht am Rande des Abgrunds entlang. Man kann es einfach nicht besser.  Aber die Frage ist, ob die Mündung der Kanonen wirklich dahin zeigen soll. Irgendwie glaube ich, dass sich die Lösung ganz woanders befindet und erst, wenn klargestellt ist, warum Kinder an Krebs erkranken, werden sie eine faire Chance auf Heilung haben.


So weit, so gut. Zurück zu unserer Wirklichkeit. Unser wertvolles Timeout neigt sich wieder mal dem Ende zu. In knapp zwei Wochen hat Heidi einen Termin für die nächste MRT. Ihr könnt ja schon mal anfangen, die Daumen zu drücken und wir dann melden uns dann mit dem Befund wieder.


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