18 JANUAR 2008

Freitag, den 18. Januar 2008

Nachträglich noch allen Lesern ein gutes neues Jahr! Und hier ein bisschen etwas Neues von uns.

Heute waren wir zum Impfen. Die harte Chemo kann durchaus bewirkt haben, dass der Impfschutz nicht mehr besteht, den Heidi als kleines Mädchen erhalten hat. Darum werden die wichtigen Grundimpfungen wiederholt. Heidi war nicht gerade begeistert, dass man sie in den Oberschenkel pieksen würde, aber es ging ziemlich gut. Hinterher war sie recht stolz und hob mehrere Male hervor, dass sie nicht so gekämpft und geschrien hat, wie sie es macht, wenn sie die Nadel in ihren Port kriegt.


Es fühlt sich ja nun eigentlich schon ein bisschen lange her an, aber ein paar Zeilen über Weihnachten muss ich schon schreiben. Eine weisse Weihnacht, übrigens. Es gibt nichts Schöneres. Die Fahrt nach Erfurt ging super, auch wenn Heidi die 10 Stunden sehr langweilig fand. Aber kaum angekommen, war das auch schon vergessen. Schliesslich war diese Reise von grosser Bedeutung für unser kleines "Will-so-sein-wie-alle-anderen"-Mäuschen. Endlich durfte sie wieder Oma, Opa, Tante, Cousin und Cousine usw. besuchen. Darüber wird ja im Kindergarten geredet und Heidi findet es gar nicht schön, nicht mitreden zu können.  
Zu unser vollständigen Verwunderung begann sie auch gleich deutsch zu sprechen. Aber einfach war das nicht. Heidi musste sich riesig anstrengen. Zwar hat sie durch ihr stundenlanges Fernsehgucken der deutschen Kinderprogramme einen gut entwickelten Wortschatz, aber gesprochen hat sie bisher kaum. Aber nun legte sie einfach los und bekam es richtig prima hin. Es machte so einen Spass, sie deutsch plappern zu hören.





Letzte Nacht mit Nuckis - wie soll das bloss gehen?


Abgesehen davon, dass der Weihnachtsmann eine völlig verückte Frisur trug, sprach er zu Heidis grossem Erstaunen auch noch deutsch. Das war ja wirklich ein aussergewöhnlicher Weihnachtsmann. Im allgemeinem Chaos des Heiligabends vergassen wir dann dummerweise, ihm Heidis Nuckis zu überreichen. Aber als sie dann zu Bett gehen wollte, waren alle ihre Nuckis doch weg. Was für ein Weihnachtsmann!




Der Weihnachtsmann mit den vier Kindern Thomas, Heidi, Christin och Tim


Das Leben oder besser gesagt, die Nächte ohne Nuckis laufen ausgezeichnet. Die ersten beiden Abende waren zweifelsohne etwas schwer, aber Heidi unterdrückte ihr Verlangen und erklärte, dass es nun an der Zeit sei, erwachsen zu werden. Seit dem hat sie nicht einen Piep über Nuckis von sich gegeben.



Am Silvesterabend hielten wir eine nette Party, mit stattlicher Tafel voller Gold und Silber. Um Mitternacht schossen wir einige mit Namensschildern versehene Raketen an den Himmel. Einen Gruss an unseren Freund Robban, einen an alle Kinder, die Englein geworden sind, einen an Opa Berndt und schliesslich einen Gruss an die Mama von Heidis heimlicher Freundin, auch sie laut Heidi im Himmel... Wir denken an Euch, sagte die grün, gold und lila glitzernde Sternenpracht.

Am ersten Tag des neuen Jahres stand Heidi zum ersten Mal auf Schlittschuhen. Einige Meter schafft sie nun. Schwer aber es macht Spass, findet Heidi.



Es war schön, zu Hause zu sein und einen richtig Ruhigen zu schieben, aber Heidi bekam dann grosse Sehnsucht nach ihren Freunden und dem Alltag im Kindergarten.


Wir geniessen nach wie vor jeden normalen Tag. Es ist so wunderbar, nicht in die Klinik zu müssen, hören wir uns hin und wieder sagen. Diese Zeit hat tiefe Spuren hinterlassen.
Heidi geht es gut und sie entwickelt sich prima. Ihre Haare sind so gewachsen. Natürlich hat sie neue Haarreifen und Klemmen und Spangen bekommen. Wie ein junges Mädchen steht sie immer vor dem Spiegel, um sich zurecht zu machen. Wir lachen nur, können uns nicht ärgern, selbst wenn wir dann morgens oft spät dran sind. Heidi ist wirklich durch und durch Mädchen. Schaut mal, was sie vor unserer Reise in ihre Waschtasche gepackt hatte! Ich konnte es einfach nicht lassen, alles nochmal auszupacken, um ein Foto zu machen.


Vor einer Woche waren wir beim Logopäden. Nach einer Stunde Wortschatz-, Grammatik- und Aussprachekontrolle erfuhren wir, dass es keinen Grund zur Aufregung gäbe. Dass rutschen "lutschen" ist und aus der Ratte eine "Latte" wird, scheint kein Problem zu sein. In absehbarer Zeit wird sich das von ganz allein geben. Schön. Nun muss Heidi es wohl als sehr unangenehm empfunden haben, im Beisein der Mama so ausgequetscht zu werden. Als die Logopädin sich verabschiedete, sagte Heidi mit heiter mahnender Stimme zu mir, dass ich meine Jacke und meinen Schal nicht vergessen solle. Die Logopädin biss sofort an. Ach so, hier passt also das Kind auf die Mama auf. Danke, sah man es in Heidis Augen listig aufblinken. Mit wiederhergestelltem Selbstgefühl und würdevollem Blick nahm Heidi Kurs auf die Tür, während ich mich noch mit meinem Schal herumärgerte...

Sorgen, nein, Sorgen haben wir keine. Jedenfalls nicht heute. Es ist schon ein besonderes Gefühl, sich wieder mit eher banalen Fragen auseinanderzusetzen. Zum Beispiel ob Heidis Sandalen noch passen oder ob wir vor der Reise nach Lanzerote noch neue besorgen müssen.  

Es geht uns gut. Es ist ein verdammt grosser Unterschied zwischen Leben und Überleben.

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