24. OKTOBER 2008

Freitag, den 24.10.2008

Heidi ist nun ein erfahrener Fluggast (siehe Foto, wo sie gerade ihr „Handy" ausschaltet) und Strahlenpatient. Die Reisetage sind immer ziemlich langweilig. Das Warten und Stillsitzen ist ermüdend und nur mit Stiften, Spielen und Puzzle ist Heidi einfach nicht zu beglücken. In den max. 25 Minuten, die die Bestrahlung dauert, sitzt sie nach wie vor sehr geduldig, macht halt, was notwendig ist. An der Stelle, wo gestrahlt wird, sind letzte Woche mehr oder weniger über Nacht die Haare ausgegangen. Der ziemlich große, kahle Fleck wird allerdings recht gut von dem anderen Haar überdeckt, weswegen Heidi nicht allzu sehr bekümmert ist. Es wächst wohl hoffentlich wieder nach, auch wenn man das nicht ganz versprechen konnte. An einem Abend hatte sie Kopfschmerzen, ansonsten hat sie uns von keinen weiteren Nebenwirkungen erzählt.


Da die Blutprobe letztes Mal so schlimm gelaufen war, probierte ich es, den Finger mit Betäubungssalbe zu präparieren und verpackte alles in Plastikfolie. Mehr als 110 Mal hat man in Heidis Fingerchen gepiekst. Man könnte meinen, dass sie sich doch irgendwann mal daran gewöhnen würde, aber nein - sie wird sich nie damit abfinden. Es handelt sich ganz einfach nicht um den Stich an sich. Es geht um etwas ganz anderes - Kontrolle. Na ja... Den Einstich fühlte sie dann jedenfalls trotzdem genauso wie ohne Salbe. Ich redete ihr gut zu, feuerte sie regelrecht an, richtig stark zu sein, plapperte wie ein Trainer, der seinen Schützling zum OS-Gold anpfeffert... Und ja, es ging viel besser. Das Stechen war zwar für alle Beteiligten recht anstrengend, aber dann beruhigte Heidi sich und wir plauderten recht entkrampft über das Abenteuerbad und das nächste Schwimmabzeichen, während die Schwester das Blut in die Röhrchen füllte.


Den allergrößten Spaß in Uppsala machen die Spielzimmer in der Klinik und das Abenteuerbad, an dem wir jedes Mal vorbei fahren, wenn wir zum Wohnwagen wollen. Es ist wie ein Magnet und auch letzte Woche zog es uns zwei Mal dorthin. Heidi legte nun ihr drittes Schwimmabzeichen ab, die Schildkröte. Dafür musste sie 5 Sekunden auf dem Rücken gleiten und sich dann umdrehen. Eigentlich alles unter ihrem Niveau, das sie bereits etliche Meter im tiefen Wasser schwimmt.


Unsere Woche in Uppsala war recht okay, aber es war wieder sehr schön, nach Hause zu kommen. Der Flieger war pünktlich und nach fünf Minuten mit Kaninchen Robin fuhr ich Heidi in den Schulhort, wo Heidi von ihren Klassenkameraden jubelnd empfangen wurde. Herrlich. Es ist ja gerade das Zusammensein mit anderen Kindern, das Heidi so fehlt. Aber wenn sie dann kommt, freuen sich alle und begrüßen sie. Könnte ja auch ganz anders sein. Aber die zwei Erzieherinnen machen das ganz prima, indem sie täglich mit den Kindern über Heidi reden und jede Bestrahlung abhaken. Sechs Wochen, das ist eine lange Zeit.

Nun wissen wir außerdem, dass es sich noch länger hinausziehen wird. Zum einen wird das Institut nächste Woche aus irgendeinem Grund keine Patienten behandeln, zum anderen wurde diesen Montag überhaupt nicht gestrahlt, weil es Probleme mit der Anlage gab. Jan und Heidi hätten also einen Tag später fliegen können, aber das kann man ja nicht voraussehen. Montags ist es immer so eine Sache, da kriegen sie das Ganze meistens erst später oder eben auch gar nicht in Gang. Was soll's, ist eben eine Forschungsanlage. Wir wollen uns nicht beschweren. Die bedeutend schwächeren Nebenwirkungen der Protonstrahlung lassen uns viele Augen zudrücken und Verzögerungen mit einem Lächeln hinnehmen.


Heute Nachmittag kommen Jan und Heidi endlich wieder. Nächste Woche sind wir dann zur Abwechslung mal eine ganze Woche wieder zusammen. Darauf freuen wir uns sehr. Es sind Ferien, aber Heidi kann in den Hort gehen.
Am nächsten Sonntag hat sie einige Klassenkameraden zur Halloweendisco eingeladen. Sie war da ganz genau, vier Mädchen, vier Jungen sollten es sein - damit alle einen zum Tanzen haben - na ja, vielleicht nicht so komisch, schließlich ist sie ja schon sechs. Die Vorbereitungen laufen jedenfalls auf Hochtouren. Spiegelkugel, Lichtorgel, Dekorationen... Es macht Spaß. Das ist eben das Beste, was es gibt: Die kleine Maus glücklich zu machen, etwas Konkretes tun zu können. Dabei muss man freilich ganz schön aufpassen. Es ist schwer, nein zu sagen. Diese Woche hat sie Jan ganze drei von vier Abenden ins China-Restaurant gelockt, das kleine Leckermäulchen. Und wie lange hat es wohl gedauert, bis die Schachtel Schaumküsse leer war?


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