2. AUGUST 2008

Samstag, den 2. August 2008

Nun sind wir wieder zu Hause. Am Mittwoch erfuhren wir, dass die Operation schon am Montag stattfinden soll. Unser Plan, die Sommerwärme bis zum Samstag auszunutzen, platzte wie eine Seifenblase, als wir dann für Freitagvormittag auch noch einen Termin mit dem Anästhesisten bekamen. Prima. Es gab keine Möglichkeit, diese Geschichte auf Sonntag zu verlegen, wenn Heidi sowieso in die Klinik muss. Es blieb uns nichts anderes übrig, als unser Sack und Pack mehr oder weniger Hals über Kopf einzupacken und den Wohnwagen wieder Richtung Süden zu ziehen. Wirklich schade. Wir waren wieder mal sauer. Immer etwas anderes. Gesundheitswesen... Es herrscht ein solch ausgeprägter Mangel an Personal und Ressourcen, dass einem angst und bange werden kann. Es scheint irgendwie so zu sein, dass man froh sein muss, überhaupt eine Behandlung zu kriegen. Für irgendwelche Rücksicht auf das psychische Wohl des Patienten gibt es keinen grösseren Spielraum, wenn die Ärzte ständig so gestresst sind. Nachdem Heidi vom Anästhesisten untersucht und wir über alles Mögliche befragt worden waren, stellte sich nämlich heraus, dass Heidi auch noch einem Stationsarzt vorgestellt werden sollte. Die halbe Stunde, die wir eigentlich in der Klinik sein sollten, dehnte sich also wieder mal auf zwei Stunden aus... Wir haben so genug von diesem ewigen Rumsitzen und Warten. Schlimm!

Am Vänern verbrachten wir jedenfalls herrliche Urlaubstage. Was für ein super Wetter! Das Wasser wurde richtig warm und Heidi badete den ganzen Tag.

Ein paar Tage lang wohnte ein älteres Paar mit vier kleinen munteren, süssen, langhaarigen Hunden neben uns. Heidi war total hin. Sie stand ständig daneben und streichelte und schnatterte und half dabei, Schmutz aus dem langen Fell zu bürsten und ausserdem durfte sie dann ab und zu mit einem der Hunde auf eine kleine Gassi-Runden gehen. Sie war überglücklich und sehr stolz.








Eine Nacht schlief Heidis Cousine Elin bei uns im Wohnwagen und die letzte Nacht verbrachte Heidi bei den Cousinen im Sommerhäuschen am Vänern. Davon hatte Heidi seit dem Besuch der Cousinen bei uns geträumt. Eine glückliche Heidi, während wir uns wie verrückt nach ihr sehnten. Was soll‘s...






Ab morgen ist Klinik angesagt. Da der Stationsarzt Heidi ja schon gestern untersucht hat, brauchen wir zum Glück erst gegen 18 Uhr rein. Morgen wird dann eigentlich nicht so viel passieren, aber die Nadel muss ja in den Port. Der Gedanke daran ist mehr als unangenehm. Heidi wird immer stärker und wir können davon ausgehen, dass sie sich garantiert ordentlich wehren wird. Hoffentlich können wir eine Krankenschwester von der benachbarten Kinderkrebsstation überreden, uns zu helfen. Diese Schwestern sind in Sachen Port und Nadel bei weitem geübter. Es schwirren viele solche Gedanken durch unsere Köpfe und für anderes bleibt da nicht viel Platz.

Der Montagmorgen wird zeitig beginnen. Zuerst soll Heidi zur MRT von Schädel und Rücken. Das dauert ca. anderthalb Stunden. In der Zeit, wenn der Chirurg sich die Aufnahmen anschaut, wird Heidi weiter in Narkose bleiben und dann geht es richtig los. Wie immer haben wir nicht die leiseste Ahnung, wie lange alles dauern wird. Das Einzige, was der Anästhesist sagen konnte, war, dass es ein langer Tag werden wird. Obwohl wir nun schon so lange dabei sind und dies Heidis dritte Operation am Gehirn sein wird, fühlt sich alles unwirklich und drückend an.

Glücklicherweise weckte die Ärztin, mit der wir gestern sprachen, neue Hoffnung. Auf meine Frage, ob wir denn nun in Zukunft Jahr für Jahr einen Tumor nach dem anderen jagen werden, antwortete sie, dass dies absolut nicht der Fall sein müsse. Sie meinte, dass Heidi eine gute Chance hat, den Krebs zu überwinden. Notwendig ist eben nur (wenn es doch nur so einfach wäre, wie es klingt...), dass der ganze Tumor und noch ein kleines Bisschen wegoperiert werden kann, damit nicht die winzigste Krebszelle übrig bleibt, die sich dann aufs Neue zu einem Tumor entwickeln kann.

Auch wenn sich Heidis Tumor sehr tief im Kopf befindet, ist dessen Lage doch recht günstig, da es, wenn auch bedingt, so doch möglich ist, etwas von dem angrenzenden Gewebe zu entfernen, ohne dass sehr wichtige Funktionen beeinträchtigt werden. Ich konnte mich allerdings nicht dazu überwinden zu fragen, was genau es denn für Gewebe ist, mit anderen Worten, welchen Teil von Heidi man da wegschnippelt, damit sie diesen verdammten Krebs loswerden kann. Wie auch immer, diese günstige Lage ist ein entscheidender Faktor, da es, wie gesagt, von grösster Bedeutung ist, den ganzen Tumor und obendrein ein extra Stück herauszukriegen.

So weit, so gut. Drückt nun alle Daumen, dass Heidi die Operation ohne Komplikationen übersteht und jede einzelne Krebszelle verschwindet. Die restlichen Daumen könnt Ihr drücken, dass Heidi sich schnell erholt und wir bald wieder nach Hause können. Auch hier haben wir, wie gehabt, keinen Schimmer. Es kann eine Woche oder einige Monate dauern. Sagen wir eine Woche...





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